Die Zahlungsbilanzdaten lassen die ausländische Kapitalflucht als Erklärung für das Frankenhoch nur punktuell zu. Was bleibt sind die Investitionen der Schweizer im Ausland, wie sie auf der Aktivseite der Kaptialbilanz dokumentiert werden.
Die erwarteten Brüche sind klar sichtbar. Ledliglich die Direktinvestitionen scheinen nach der Finanzkrise in etwa gemäss dem vorherigen Trend weiter zu wachsen. Die Portfolioinvestitionen der Schweizer im Ausland stagnieren seit Jahresbeginn 2009 und die übrigen Investitionen (in erster Linie Bargeld und Einlagen bei Banken im Ausland) fallen deutlich zurück.
Nimmt man die Dynamik vor der Krise als Massstab, exportierten die Schweizer in den letzten sechs Jahren etwa 700 Mrd. Franken zu wenig Kapital. Gemäss dieser Handgelenk-mal-Pi-Rechnung fehlen 200 Mrd. CHF an Portfolioinvestitionen. Bargeld und Einlagen bei Banken im Ausland fallen um etwa 450 Mrd. CHF zu gering aus (s.u.).
Der Knick bei den Portfolioinvestitionen rührt primär von der neuen Zurückhaltung bei ausländischen Schuldtiteln. Während sich die Zuwächse bei den Dividendenpapiere in etwa nach der Vorkrisendynamik entwickeln, kommen netto keine neuen Schuldtitel hinzu. Meiner Ansicht nach greift die europäische Staatsschuldenkrise hier als Erklärung zu kurz. Wäre das Rückzahlungsrisiko bzw. Auseinanderfallen der Eurzone die primäre Sorge gewesen, hätten die Schweizer sich mit deutschen Staatsanleihen eindecken können. Dies ist offenbar nicht geschehen, weswegen ich in einem späteren Post die Ursache beim Zinsdifferenzial suchen werde.
Die stärkere Dynamik, eine Schubumkehr, verzeichnen aber die übrigen Investitionen. Die folgende Darstellung fokussiert auf Schweizer Bargeld, Einlagen und Kredite (BEK) bei Banken im Ausland. Deren Summe ist die zentrale Triebfeder hinter der Dynamik dieser Position der Schweizer Zahlungsbilanz. Konkret bestimmen Bargeld und Einlagen bei Banken im Ausland die entscheidende Rolle. Seit dem Jahreswechsel 2007/2008 ziehen die Schweizer netto liquide Mittel aus dem Ausland ab. Dabei ist nicht ersichtlich ob dieser Trend seine Ursache bereits vor der Finanzkrise hat. Der Abzug endet mit dem Neujahr 2011. Allerdings sind die Zuwächse seither vergleichsweise gering.
Eine Zusammenschau der drei Artikel dieser Serie (1, 2, dieser) und meine Schlussfolgerungen präsentiere ich im nächsten Post.