Hortet da jemand?

Die wertvollste Banknote der Welt ist eine Schweizerin. Die Kaufkraft des Tausendfrankenscheins ist weltweit unerreicht. Die Eurozone kennt immerhin einen 500er. In den USA hört es schon bei 100 Dollar auf.

Im aktuell negativen Zinsumfeld macht der 1000er die Arbeit der SNB nicht unbedingt leichter. Bargeld wirft zwar keine positiven Zinsen ab, aber eben auch keine negativen. Die 0 Prozent Zins auf Bares setzen der SNB somit eine Untergrenze für ihr Zinsinstrument. Geht die SNB zu weit nach unten, horten die Leute gerne Bargeld. Dank dem 1000er passen 3 Mio. Franken in einen Schuhkarton, was die Sicherungskosten reduziert. In der Schweiz ist die Zinsuntergrenze somit wahrscheinlich weniger tief als z. B. in den USA.

Jedem seinen Tausender
Noch fehlen die Zahlen für den Notenumlauf vom Januar 2015. Dass der 1000er aber schon ohne negative Zinsen zur Wertaufbewahrung diente ist sehr wahrscheinlich. Ich schätze, dass Ende 2014 Tausender im Wert von etwa 8 Mrd Franken zu viel im Umlauf waren. Also ungefähr einer pro Einwohner/in.

Geldpolitisch relevant ist horten allerdings nur, wenn die Geldinjektionen der Zentralbank direkt gehortet werden ohne vorher in Umlauf zu gehen. Das ist aktuell sicherlich nicht der Fall.

Meine Schätzung basiert auf einem einfachen Modell für Geldnachfrage. Ich nehme an, dass die Nachfrage nach 1000 Franken Scheinen von den Opportunitätskosten wie z. B. den Tagesgeld- oder Anleihenzinsen abhängt. Ausserdem spielt das Transaktionsvolumen in CHF eine Rolle. Je mehr in Franken konsumiert wird (Gesamtnachfrage, NBIP), desto mehr Geldscheine braucht es im Umlauf.

Geldnachfrage seit drei Jahren über Trend
Ich schätze mein Modell bis zum Beginn der Finanzkrise (1994/Q1 – 2008/Q2, Methodik wird nachgereicht). Die Schätzung ist sehr gut (Korrelation .96!) und unabhängig von der Wahl der alternativen Anlage (Tagesgeld, 1-, 3- oder 5-jährige Anleihen). Mit dem Schätzergebnis rechne ich aus, wie die historisch beobachtete Geldnachfrage seit Ausbruch der Finanzkrise ausgesehen hätte. Nämlich so:
1000CHFAlso 8 Mrd Franken zu viel per Ende 2014. Den grössten Sprung sieht man wenig überraschend im 2008/Q4, dem Epizentrum der Finanzkrise. Allerdings geht diese Überschussnachfrage nach 1000ern in den Folgequartalen wieder zurück.

Nachhaltig von der Trendnachfrage weg bewegt sich das Umlaufvolumen der 1000er seit dem Sommer 2011. Es war die Hochphase der Eurokrise. Im September wurde bekanntlich die Untergrenze eingeführt. Eine weitere Spitze gibt es im 2013/Q1. Auf sie kann ich mir keinen Reim machen.

Schauen wir mal, ob es im Januar wieder so einen Sprung nimmt. Dann wäre es vielleicht horten wegen der Negativzinsen bzw. einem tendenziell deflationären Umfeld. Die SNB veröffentlicht die Zahlen kommende Woche.

Update: Der Sprung blieb aus, wiewohl die typische Januar-Reduktion der Bargeldmenge etwas geringer ausfiel als in vorigen Jahren. Geldpolitisch relevantes Horten ist es das aber sicherlich nicht.

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